Keuruu

Die Wiederherstellung des Einzugsgebiets des Keurusselkä-Sees „Keurus"

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Land:

Finnland (Mittelfinnland)

Fläche:

1430.57 km² (32.37 km² of water)

Einwohnerzahl:

9131 Einwohner

Bevölkerungsdichte:

7.2 Einwohner/km²

Zusammenfassung:

Das KEURUS-Projekt ist ein kooperativer Ansatz für Wassermanagement und Klimaresilienz. Im Herzen Finnlands sah sich das Einzugsgebiet des Keurusselkä einer Reihe von Umweltherausforderungen gegenüber, die sein ökologisches Gleichgewicht und die Lebensgrundlagen der örtlichen Gemeinden bedrohten. Das KEURUS-Projekt entstand als umfassende Antwort auf diese Probleme und zeigt, wie ländliche Gemeinden komplexe Umweltprobleme angehen können, während sie gleichzeitig wirtschaftliche Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung fördern.

Referenzen:

https://kvvy.fi/yhdistys/keurus/

www.ksvkv.fi/wp-content/uploads/KEURUS-hanke-esite.pdf

Kuoppamäki, K., Huuskola, R. & Laitinen, T. 2024. Toivonlammen kosteikko rakentui ei-tuotannollisten investointien avulla. Aquarius 2024–2025, pp. 28-30. Available: https://kvvy.fi/wp-content/uploads/2024/12/Aquarius-2024-2025_Toivonlammen-kosteikko.pdf

Kuoppamäki, K et al. 2022. KEURUS – Keurusselän valuma-alueen kunnostushanke. Loppuraportti 2021–2022. Nro: 6/2022. Available: https://kvvy.fi/wp-content/uploads/2023/01/KEURUS-loppuraportti.pdf

Schlagworte

Galerie

„Das fühlt sich an wie die Landschaft meiner Kindheit!"

Ein älterer Einwohner nach der Wiedervernässung des Multia-Moors

Thematische Schwerpunkte

Das Einzugsgebiet des Keurusselkä ist von ökologischen Herausforderungen betroffen, die die Wasserqualität der regionalen Gewässer gefährden. Ohne entsprechende Maßnahmen wird prognostiziert, dass sich der derzeit gute ökologische Zustand des Keurusselkä-Sees auf einen nur noch zufriedenstellenden Zustand verschlechtern wird. Die Hauptprobleme umfassen die Belastung durch organischen Kohlenstoff und Huminstoffe, welche die Braunfärbung und Verschlammung der Gewässer verursachen und zu einer fortschreitenden Verflachung und Verkrautung der Seen führen. Ursache hierfür ist die großflächige Entwässerung lokaler Moore, wodurch auch die Wasserrückhaltungskapazität der Einzugsgebiete geschwächt wurde und schädliche Wasserspiegelschwankungen entstehen. Punktuell haben auch Torfabbauaktivitäten die flussabwärts gelegenen Gewässer beeinträchtigt. Die Region ist sowohl von Hochwasser als auch von Trockenperioden betroffen, die durch klimawandelbedingte Extremwetterereignisse verstärkt werden. Städtische Bereiche stehen vor Problemen beim Regenwassermanagement und sind von Überflutungen bedroht. Nährstoffeinträge aus den Einzugsgebieten haben vereinzelt zu schädlichen Algenblüten geführt. Diese Gewässerprobleme wirken sich negativ auf lokale Sehenswürdigkeiten, den Tourismus und die Fischerei aus. Das KEURUS-Projekt verfolgt das Ziel, diesen Herausforderungen zu begegnen, indem es die Anforderungen des Wassermanagements mit den wirtschaftlichen Aktivitäten der Region in Einklang bringt und dabei die zentrale Bedeutung sauberer Gewässer für die ökologische wie auch wirtschaftliche Nachhaltigkeit würdigt.

Ansätze und Lösungen

Das KEURUS-Projekt verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit naturbasierten Lösungen, um Herausforderungen im Einzugsgebietsmanagement und Gewässerschutz zu bewältigen. Es integriert nachhaltige Landnutzung, Wasserwirtschaft und Fischereipraktiken in einen umfassenden Wiederherstellungsplan für das Einzugsgebiet. Modernste Technologien wie Drohnenfotografie werden eingesetzt, um die Auswirkungen von Managementmaßnahmen auf Landschaftsveränderungen zu dokumentieren. Ökologische, naturbasierte Interventionen wie die Wiedervernässung ausgetrockneter Moore, der Bau von Feuchtgebieten und andere Lösungen zur Wasserrückhaltung und -filterung werden als Ansätze für das Einzugsgebietsmanagement verwendet. Das Projekt entwickelt maßgeschneiderte Pläne für landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche und städtische Bereiche und gewährleistet so einen ganzheitlichen Ansatz. Zentral für seinen Erfolg ist die intensive Einbindung der Akteure, die durch ein Kooperationsnetzwerk die Eigenverantwortung der Gemeinden fördert und offene Kommunikation sowie Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Beteiligten ermöglicht.

Akteure und Interessensgruppen

Das Projekt wird vom Gewässerschutzverband des Flusses Kokemäenjoki (www.kvvy.fi/en) zusammen mit Keski-Suomen vesi ja ympäristö ry (www.k-svy.fi; „Wasser- und Umweltverband Mittelfinnlands“) durchgeführt. Die Gemeinden Keuruu, Multia und Mänttä-Vilppula sowie Unternehmen aus der Forstwirtschaft (UPM Metsä, Finsilva Oyj) und Torfproduktion (Neova Group) beteiligen sich an der Finanzierung und Zusammenarbeit. Die Hauptfinanzierung wurde von der nationalen Umweltverwaltung bereitgestellt. Zu den Akteuren gehören lokale Landbesitzer, Gewässereigentümer, Verbände, Unternehmen und andere Organisationen.

Herausforderungen und Chancen

Die zentrale Herausforderung bestand in der zunehmenden Verschlechterung der Wasserqualität des Keurusselkä-Sees und der umliegenden Gewässer in einem von Moorlandschaften geprägten Einzugsgebiet. Hohe Konzentrationen organischen Kohlenstoffs und von Huminstoffen führen zur Braunfärbung und Verschlammung der Wasserläufe. Problematisch sind zudem die teilweise stark sauren Gewässer (pH <5), welche das Überleben und die Fortpflanzung der Forelle (Salmo trutta) erheblich beeinträchtigen. Großflächige Entwässerungs- und Kanalisierungsmaßnahmen für forstwirtschaftliche Zwecke haben die natürliche Wasserrückhaltung im Einzugsgebiet stark reduziert. Die Folgen sind schädliche Wasserspiegelschwankungen mit periodischen Überschwemmungen einerseits und Trockenperioden andererseits. Der Klimawandel verstärkt diese Problematik durch zunehmende Extremwetterereignisse und unberechenbare Wasserzyklen zusätzlich.

Im Einzugsgebiet des Keurusselkä-Sees befinden sich zahlreiche ehemals für die Forstwirtschaft entwässerte Moorgebiete, die jedoch vielfach keinen rentablen Holzertrag ermöglichen. Das Keurus-Projekt verfolgt gemeinsam mit Landbesitzern und weiteren Akteuren das Ziel, solche ertragsschwachen Forstflächen durch Renaturierung wieder in funktionsfähige Moore zu verwandeln. Diese stärken die natürliche Wasserrückhaltung und fungieren als biologische Filter zur Verbesserung der Abwasserqualität. Zugleich wird damit die kürzlich verabschiedete EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur praktisch umgesetzt. Ein komplementärer Restaurierungsansatz ist die Schaffung von Feuchtbiotopen in landwirtschaftlichen Niederungen, insbesondere auf Feldern mit wiederkehrenden Vernässungsproblemen. Diese Feuchtgebiete filtern Schwebstoffe und Nährstoffe aus dem Oberflächenabfluss und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Gewässerschutz. Gleichzeitig fördern sie die biologische Vielfalt und bereichern das Landschaftsbild. Der beim Anlegen der Feuchtbiotope anfallende Bodenaushub kann zur Melioration angrenzender Ackerflächen genutzt und so die landwirtschaftliche Produktivität gesteigert werden.

Ergebnisse und gewonnene Erkenntnisse

Das KEURUS-Projekt konnte bereits konkrete Erfolge vorweisen, beispielsweise durch die Planung und Anlage von Feuchtgebieten sowie die Umleitung von Oberflächenabfluss aus den umliegenden entwässerten Forsten in ausgetrocknete Moore. Diese Intervention führte zu einer deutlichen Verringerung der Sedimentfrachten im Gewässer und verbesserte sowohl die Wasserqualität als auch das Rückhaltevermögen. Der erfolgreiche Abschluss der Pilotvorhaben ermöglichte es dem Projekt, weitere Fördermittel zu akquirieren und örtliche Landbesitzer sowie andere Akteure für die Erschließung zusätzlicher Renaturierungsstandorte zu gewinnen. Diese Ausweitung verstärkt nicht nur die positiven Umweltwirkungen des Projekts, sondern etabliert auch einen gemeinschaftlichen Ansatz für das regionale Wassermanagement.

Die integrierte Betrachtung von Umweltaspekten wie der lokalen Hydrologie gemeinsam mit der Qualität und dem Wert von Landflächen und angrenzenden Gewässern schärft das Bewusstsein der Bevölkerung für diese bedeutsamen, aber gefährdeten Naturwerte.

Das Keurus-Projekt demonstriert, dass sich jedermann – insbesondere Landbesitzer – durch landschaftsökologische Restaurierung mittels naturbasierter Lösungsansätze aktiv am Umweltschutz beteiligen kann. Dies trägt wiederum zur Wertsteigerung und erhöhten Attraktivität der Gemeinden bei. Zudem verstärkt das Keurus-Projekt die überregionale Wahrnehmung und das Bewusstsein für die Region.

Ausgewählte Projekte und Auszeichnungen

  • Die Pilotphase wurde eingeleitet, um die Wasserbewirtschaftung in land- und forstwirtschaftlichen Gebieten zu fördern, einschließlich Sensibilisierungscamps für Wald- und Landwirtschaftsbesitzer und des Vorschlags von Mustern für Feuchtgebiete in landwirtschaftlichen und städtischen Einzugsgebieten (2021-2022).
  • Die Wiederherstellung des landwirtschaftlichen Betriebs Rantamoijanen wurde eingeleitet und abgeschlossen (2022-2023).
  • Die Projekte zur Schaffung von Feuchtgebieten in der Landwirtschaft (einschließlich Toivonlampi) begannen auf privaten landwirtschaftlichen Flächen. Das Projekt wird bis Juni 2025 durch das Programm des Umweltministeriums zur Verbesserung des Gewässerschutzes weiter finanziert.
    Ausweitung der Wiederherstellungsmaßnahmen auf die Wiederherstellung von Torfland an mehreren forstwirtschaftlichen Standorten sowie die Errichtung von Infiltrationsdämmen und die Wiederbefeuchtung von Mooren (2024).
  • Das Projekt erhält eine weitere Finanzierungsrunde, um die Wiederherstellungsmaßnahmen im Einzugsgebiet von Keruselka fortzusetzen (2025-2027).

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